Egal in welcher Fußballklasse weltweit: So unerquicklich darf sich eine Mannschaft, der im Fight um den Ligaverbleib das Wasser bis zum Hals steht, nicht präsentieren. Nach einer unterirdischen Performance ging der RSV Germania 03 bei Türk Gücü Darmstadt II mit 1:10 baden. Am 51. Jahrestag des Waterloo-Triumphs von ABBA beim ESC in Brighton droht dem Rasensportverein auf der sportlichen Schiene mehr denn je die geflügelte Interpretation des Gewinner-Songs.

 

Außerdem fügte Stephen King zum blau-weißen Leidwesen dem Horrorroman-Dauerbrenner „Wer hat Angst vor der Heinrichstraße?“ ein weiteres Negativkapitel hinzu. Auf dem prinzipiell optisch schmucken Terrain des SV Erzhausen, wo die osmanische Kickauswahl ihre Heimbegegnungen austrägt, erlitt das RSV-Flaggschiff unabhängig vom Gastgeber (SVE oder Türk Gücü) in den vergangenen Jahren permanent Schiffbruch.

 

Aufgrund des zurückliegenden Ergebnisdesasters (u.a. 0:15, 0:7, 1:16, 2:7) klagte die eingefleischten Anhänger schon bei der Ankunft über ein flaues Gefühl zwischen Rippenbogen und Bauchnabel. Selbst eine delikate Erstversorgung am türkischen Bistro (u.a Falafel mit Pommes) konnte die Magengrube nicht besänftigen, zumal sich der ursprünglich aus 17 Mitgliedern bestehende RSV-Kader aus verschiedensten Triebfedern auf dreizehn Mann reduzierte.

 

Die einlaufende Elf konnte die Anfangsviertelstunde noch pari gestalten und war spielerisch sogar leicht überlegen. Doch bereits nach dem ersten ernsthaften Gegenangriff, der als Produkt eines simplen Doppelpasses in der Führung mündete, stürzte das Defensivkartenhaus zusammen. Der mit einigen Akteuren seiner spielfreien Erstabteilung verstärkte Co-Hausherr exerzierte brutal sein Schema F: Durch präzise weite Bälle die hoch stehende Abwehrkette aushebeln. Dieses System funktionierte vorzüglich, weil der Rasensportverein blauäugig in die aufgestellten Fallen tappte. So entwickelte sich eine Sackgasse, aus der es kein Entrinnen gab. Ergo verwunderte es kaum jemanden, dass das Halbzeitresultat mit einer hoffnungslosen 0:4-Schieflage reflektiert wurde.

 

Der Prämisse, im finalen Abschnitt nicht ins „Abschlachtungsraster“ zu rutschen, folgte im Format des 0:5 bereits fünfzig Sekunden nach dem Re-Start die Konterkarierung. Statt expliziter Paroli respektive Schadensbegrenzung neigten sich die Köpfe nun irreversibel gen Grasnarbe. Türk Gücü frönte konsequent seinem Revanchefeldzug für die im Hinspiel kassierte 2:11-Abfuhr und konnte tatsächlich Sekunden vor dem Schlussgong den direkten Vergleich egalisieren.

 

Zwar verfügt der RSV noch über einen schmalen Puffer von drei Zählern zum Abstiegsrang und hat zusätzlich eine Nachholverpflichtung in petto, aber nach der Analyse des heutigen Betriebsausflugs bringt das Sorgenpaket selbstredend eine kolossale Gewichtszunahme auf die Waage. 27 Jahre nach der Oscar-Verleihung 1998 (elf Academy Awards für James Camerons Epos „Titanic“) droht dem germanischen Dampfer mehr denn je, auf der Sandbach mit einem Eisberg zu kollidieren. Sieben Rettungsboote sprich Spiele sind noch bis zum Runden-Feierabend disponibel, um die Havarie zu vereiteln.

 

Aufstellung: Manthos, Buth, Morris, Botezatu, Kalai, R. Singh, Dommert, Köroglu, Rippert, Meier (52. S. Neziraj), Conrad (46. Hammel)

Tore: 1:0 Yazici 15., 19. 3:0 Aghoulad 22. 4:0 Bayram 40. 5.0, 6:0, 7:0 Cakmak 46., 56., 61. 8:0 Yazici 66. 9:0 Altunbas 80. 9:1 Morris 86. 10:1 Altunbas 90.

 

Während die dank dem überraschenden 2:2-Punktzuschuss beim Spitzenreiter VfR Eberstadt eine Zuversichtsrakete zündende „Zweite“ kommenden Sonntag ab 13Uhr gegen Germania Eberstadt II bereits ihre dritte Heimpartie seit Ausklang der Weihnachtsferien absolviert, nimmt die „Erste“ im Anschluss den nächsten Anlauf, um das eigene Publikum erstmals in diesem Kalenderjahr mit der Jagd nach Ligaproviant zu sättigen.

 

Nach einer über vier Monate dauernden Karenzzeit (Summe von Winterpause plus ellenlanger Auswärtsodyssee plus das auf den 22. April verschobene Duell gegen Sturm Darmstadt) soll an der Ostendstraße endlich das 2025er – Pflichtspieldebüt vonstattengehen. Die Prüfung ist extrem knifflig, denn mit der SG Modau II reist der höchstwahrscheinliche Direktaufsteiger Nummer Zwei neben den bereits heute zum künftigen A-Ligisten gekürten Freien Turnern an. Mittels einem Sieg an der Ostendstraße inklusive günstiger Konkurrenz-Ergebnisse könnte die „Murrer“ Reserve vorzeitig die Beförderungskorken knallen lassen. Ergo muss das germanische Ensemble quasi über sich hinauswachsen, um dem ankarrenden Favoriten ein Bein zu stellen und die prekäre Position im Tabellenkeller zu entkrampfen (Anstoß 15Uhr).