Nach fünf Siegen plus dem Erfolg im „Heimauswärtsspiel“ gegen die 98er-Fanmannschaft hat es den RSV Germania 03 erstmals in dieser Saison im eigenen Wohnzimmer erwischt. Beim Nachholtermin nebst Kreisliga B – Toppmatch biss das Team von Ben Talib am Abwehrbeton des SV St. Stephan II auf Granit und musste sich dem ergo fortan verlustpunktfreien Branchenprimus SV St. Stephan II 1:3 beugen. 

 

Der üblicherweise über den Höhen des Westerwalds kalt pfeifende Wind hatte sich ausgerechnet am Donnerstagabend nach Pfungstadt-Ost verirrt und fusionierte dort mit von Fritz Walter versendeten Regengüssen. Aufgrund den widrigen Wetterverhältnisse mussten die germanischen Schatzmeister ihre Hoffnung auf eine ausverkaufte Hütte begraben.

 

Dementsprechend stellten sich die kickenden Ensembles ein und sorgten unter dem Flutlicht des Grünen Stegs durch ein von bedingungslosem Einsatz geprägtem Duell dafür, dass den bibbernden Zuschauern zumindest ein kleiner Sonnenschein ins Herz hinein drang. Zwar konnte das emotionalisierte Publikum am 85. Wiegenfest des 2022 verstorbenen Edson Arantes do Nascimento (im Fußballuniversum eher unter dem zauberhaften Pseudonym Pelé bekannt) wegen mangelnder technischer Attraktionen nicht mit der brasilianischen Zunge schnalzen, aber die Freunde des leidenschaftlichen Infights kamen voll auf ihre Kosten.

 

Nach einigen Halbchancen hüben wie drüben gebührte den Gästen in Minute Sechzehn der Debütjubel, als Jaden Brinzing eine Stafette über mehrere Stationen mit seinem in die Maschen den rauschenden Abschluss krönte. Wenig später rückte zunächst einmal die RSV-Ersatzbank in den Fokus. Ein für die auf der gegenüberliegenden Tribüne positionierten TV-Kameras nicht zu erfassendes Gerangel bewegte den Referee dazu, Auswechselspieler Miloud Merzak mit der roten Karte zu sanktionieren. 

 

Während der finalen Periode des ersten Abschnitts brachte ein nicht geahndeter Strafstoß den heimischen Anhang auf die Palme. Ein Stephaner Abwehrmann verursachte durch ein Check-up von Ali Al Hadids Hacken, dass dieser im Sechzehner zu Fall kam. Doch im Vergleich zu Walter Eschweiler oder Wolf Dieter Ahlenfelder, die einst gerne sofort auf den Punkt deuteten, erklang hier aus der Schiedsrichterpfeife kein Ton.

 

Die Ouvertüre der zweiten Hälfte wurde vom germanischen Ausgleichs-Aktionismus bestimmt. Immer mit der Gefahr konfrontiert, den vorentscheidenden Konter zu kassieren, strebte der Hausherr nach dem glücksbringenden Punch, musste allerdings die bekannte „Fort Knox – Verriegelung“ des Spitzenreiters akzeptieren. St. Stephan II verteidigte sein Guthaben und konnte sogar auf 2:0 erhöhen.

 

Coach Talib setzte jetzt alles auf eine Karte und schickte Nicklas Buth in die vorderste Front. Diese Maßnahme zahlte sich aus, als der großgewachsene Abwehrchef eine Bananen-Ecke in Horst Hrubesch – Manier zum Zuversicht-Comeback einköpfte. SVS-Übungsleiter Max Kögler musste in seinem „Nebenjob“ als Keeper insgesamt erst zum fünften Mal den Ball aus dem Netz fischen. Noch waren fünf Minuten plus X zu gehen, aber sämtliche Egalisierung-Winkelzüge prallten am Bollwerk ab.

 

In der Extratime machte der Unterbau des Kreisoberligisten klar Schiff zur Ausdehnung seiner mathematischen Serienformel (zwölf Partien gleich zwölf „Dreier“). Die Germanen warfen alles in die Waagschale und mussten am nationalen Tag des Horrorfilms trotzdem dulden, dass jenes Nervenkitzel-Genre selten mit einem Happyend garniert wird.

 

Aufstellung: Rehak, Wolf, Buth, Singh, Caruso, Kalai, Al Hadid (76. Tabtab), Velez Gomes, Köroglu, Rippert, Meier

Tore: 0:1 Brinzing 16. 0:2 Schulz 73. 1:2 Buth 85. 1:3 Toprak 90. + 3 

Besonderes: Rot Merzak (RSV) auf der Ersatzbank 26.

 

Nach dem Highlight ist vor dem Highlight: Am Sonntag empfängen die Mannen von Ben Talib zum Feierabend-Job der englischen Woche den Ranglisten-Dritten TGB Darmstadt. Die Bessunger pilgern mit einem netten Empfehlungsschreiben von vier Siegen in Folge an die Ostendstraße, derweil der Rasensportverein die jüngsten zwei Niederlagen durch eine Rückreise Richtung Positiv-Spur beantworten möchte. Lediglich ein Sieg würde ein Überholmanöver bzw. die Wiederkehr auf den Bronze-Platz nach sich ziehen (Kick-off 15Uhr). Bereits zwei Stunden zuvor (13Uhr) eröffnet die zweite Mannschaft mit ihrer Kreisliga C – Verpflichtung gegen den FC Ober-Ramstadt II den blau-weißen Heimnachmittag.