So ist Fußball. Tabellenschlusslicht RSV Germania 03 lieferte im Kreisliga A – Duell auf dem „halbneutralem“ Kunstrasenplatz des Hegelsbergs bis eine Viertelstunde vor Feierabend die vielleicht beste Defensivarbeit der laufenden Saison ab, versemmelte bis dahin eine Handvoll gutklassiger Einlochmöglichkeiten und musste nach einer turbulenten Schlussphase Interimsgastgeber Croatia die Punkte überweisen (Endstand 1:2).    

Eine Unachtsamkeit in Folge eines Freistoßes sowie ein Bravourstück während der ersten Extratimeminute setzten den Rasensportverein schachmatt und führten das durch den zwischenzeitlichen Elfmeterausgleich vom mitkickenden Trainer Manu Meixner aufkeimende Hoffnungscomeback ad absurdum. Die südslawische Effizienzformel (zwei Chancen gleich zwei Tore) manövrierte die Germanen noch näher zu den auffangbereiten Tentakel der Kreisliga B.  

Statt wie gewohnt in den „Schluchten des Balkan“ wurden sowohl die Kreisliga C- als auch Kreisliga A - Verpflichtung beider Klubs auf dem Sportgelände von Hessenligist SC Viktoria ausgetragen. Bereits am Freitag intervenierte die Stadt Griesheim aufgrund anhaltender Regenfälle und sperrte das kroatische Terrain.

Nach der Umfunktionierung des Ausflugsziels registrierte die germanische Karawane ad hoc  ein  mulmiges Gefühl in der Magengrube. Erstens musste man wegen der Matchverlegung den bereits bestellten Tisch am Cevapcici-Kiosk des Dürren Kopfs wieder stornieren und zweitens war die negative bzw. 22 Gegentore beinhaltende Retrospektive auf die jüngsten Auftritte am Hegelsberg allgegenwärtig (0:13 & 2:9 als Sparringspartner der viktorianischen Reserve).

Nach dem hin und her wogenden Wechselbadschlagabtausch der „1-B“ - Riegen (gerechtes 4:4) schien beim anschließenden Fight der Erstmannschaftsvertretungen das Pulver verballert. Einen Löwenanteil an der passend zu den schmerzlich vermissten Hackfleischbällchen (die Zuschauer litten am Hungerast) bis zur Pause verabreichten Tordiät gebührte dem germanischen Abschirmdienst. Ungeachtet des auf 115 Einschlägen über die komplette Runde basierenden schlechten Schießbudenleumunds stand das blau-weiße Bollwerk so sicher wie Fort Knox. Selbst Auric Goldfingers Eroberungsversuche wären zwecklos gewesen.

Der Chancenauflister konnte lediglich RSV-Vorsprungsangebote notieren. Mohammed Barati verfehlte um Haaresbreite das Ziel, einen Distanzhammer von Marcel Hinterschied lenkte Danijel Solic mit den Fingerkuppen über die Latte und auch Daniel Conrad fand im kroatischen Keeper seinen Meister. An dieser Systematik änderte sich auch nach dem Seitenwechsel wenig. Wenn die Aussage „Mist, schon wieder vorbei“ vernehmbar war, dann von der Germania-Bank. Zweimal scheiterte Maurice Rippert in aussichtsreicher Abschlussposition entweder an seinen Nerven oder erneut an Solic.

Als sich zwei Verteidiger bei der Beaufsichtigung des aufgerückten Josip Vujica uneins waren, schädelte der kroatische Abwehrrecke nach einem Freistoß die Kugel ins Netz. Doch selbst diesen nicht gerade in der kalten Luft liegenden Dämpfer erschütterte den Abstiegskandidaten keineswegs. Analog zum Bundesligaradius, wo ebenfalls abgehängte rote Laternenträger in Müngersdorf Moral bewiesen, meldete der Rasensportverein noch einmal einen Wendeanspruch an.

Ali Al Hadid wurde im Sechzehner regelwidrig in die Zange genommen, worauf Coach Meixner den fälligen Strafstoß höchstpersönlich zur hochverdienten Egalisierung verwandelte. Daraufhin lautete das finale Mantra: Hopp oder Topp. Da ein Remis anhand der misslichen Rankinglage kaum Zuversicht versprüht hätte, wurden die hinteren Pforten geöffnet. Alle Mann forcierten die verzweifelte Jagd nach dem Lucky Punch und es kam, wie es fast kommen musste. Kurz hinter der Mittellinie rutsche der Ball Mounier Avdic vor den Schlappen. Das kroatische Adlerauge erspähte den zu weit vor dem Kasten postierten Goalie Milos Manthos und zauberte das Leder aus rund 35 Metern über die Linie.

Unmittelbar darauf war Schicht im Schacht und die Germanen sanken mit einer Mixtur aus Enttäuschung und Erschöpfung auf die grüne Wiese, die man übrigens hier wie da im Kontrast zu Uncle Sam nicht boykottierte (am 21. April wird bei den Amis das skurille Brauchtum des nationalen „Keep off the Grass Day“ gefeiert, in teutonischer Sprache ergo der Rasen betreten verboten -Tag).

Das Leistungsniveau der Germanen steigert sich von Woche zu Woche. Dennoch pfeifen die nicht aus Ulm stammenden Spatzen von den Dächern, dass das tabellarische Kellerkind in der Zwiebelstadt ausgerechnet am 109. Geburtstag von Anthony Quinn höchstwahrscheinlich den vorerst sechstletzten Kreisliga A – Sirtaki getanzt hat.

 

Aufstellung: Manthos, Meixner, Hinterschied, Kalai, Barati, Morris, Tanbir Singh (78. Sabbagh), Ranbir Singh (61. Ibo), Hakimi, Rippert (83. Conrad), Conrad (41. Al Hadid)  

Tore: 1:0 Vujica 75. 1:1 Meixner 85. FE 2:1 Avdic 90. + 1

 

Am kommenden Sonntag gastieren zwei personifizierte Aufstiegsanwärter am Grünen Steg. Sowohl Kreisliga C – Spitzenreiter TGB Darmstadt ab 13Uhr als auch der Kreisliga A - Tabellenzweite TSG 46 Darmstadt (Anstoß 15Uhr) wollen ihrer Favoritenrolle gerecht werden, um in ca. fünf Wochen eine Beförderderungssause zu feiern. Ungeachtet des Außenseiterstatus wollen beide Aktiventeams des RSV Germania 03 die von der Expertenrunde prognostizierte Ergebnistendenz konterkarieren und sich an altgriechischen Heroen und Elefantenurahnen orientieren, denn schließlich exerzierten dodemols Herkules und der Mammut adäquat vor, wie man ein spinöses Aufgabenbrett bohrt.