Mit der Hypothek von exakt einem halben Jahr Sieglosigkeit tingelte der Tross des RSV Germania 03 zum vorletzten Hinrundenmatch der Kreisliga A gen Traisa und kehrte nach zuvor siebzehn vergeblichen Versuchen mit dem ersten Pflichtspieldreier im Gepäck sowie dem Milva-Song „Hurra wir leben noch“ auf den Lippen an den Grünen Steg zurück.

Das Ende der ewig langen Durststrecke hatte sich in den vergangenen Wochen schon mehrfach angedeutet. Am roten Berg in „Traase“ als Gast der zweiten SVT-Mannschaft zog die Germania endlich einmal ihr Ding über die komplette Distanz durch und stockte ihr karges Punktekonto von einem auf vier Zähler auf. Natürlich war auch im Mühltaler Ortsteil nicht alles Gold, was glänzte. Zudem erwies sich der Hausherr aufrund personellen Engpässen als relativ dankbarer Aufbaugegner, aber das Team des auf dem Platz selbst mitwirkenden Trainers Manu Meixner verdiente sich den 5:2-Auswärtscoup durch nimmermüden Einsatz und interner Geschlossenheit.

Zunächst einmal gingen vor dem Anstoß allen Fußball-Romantikern fernab vom höherklassigen TV-Konsum die Herzen auf. Es goss ohne Unterstellmöglichkeit in Strömen, weshalb man quasi nachvollziehen konnte, warum Fritz Walter vor über siebzig Jahren im Berner Wankdorf über sich hinauswuchs. Ohne Regenschirm waren ergo klitschnasse Klamotten angesagt, was die waschechten Amateurfußballfreunde gerne in Kauf nahmen. Sogar der Schiedsrichter lief im Regencape auf. Es fehlte praktisch nur die früher so berüchtigte rote Erde (das kleine Kunstrasengeläuf war gut bespielbar).

Auch Coach Meixner ließ sich trotz den am Firmanent permanent geöffneten Schleusen das Erlebnis nicht nehmen und bereicherte die Anfangsformation. Seine physische Präsenz nebst der Routine verlieh der labilen Abwehrkette Stabilität. Vorne platzierte Mohammed Barati die Debütduftmarke, als er nach einem abgefälschten Einwurf entschlossen zur frühen RSV-Führung vollstreckte.

In der Folge entwickelte sich ein kleiner Schlagabtausch mit Chancen in Hülle und Fülle auf beiden Seiten. Wegen dem eng bemessenen Spielfeld griffen sowohl Traisa als auch der Rasensportverein auf das bewährte Rezept der langen Bälle Richtung Sechzehner zurück, was zu etlichen gefährlichen Brennpunkten in den Strafräumen führte. Eine davon mündete im Ausgleich, vom dem sich die Germania jedoch keineswegs ins Bockshorn jagen ließ.

Vor den Augen von Glücksbringer respektive Klubikone Ben Talib nebst dessen im Dauerregen seinen neunten Geburtstag feiernden Filius verwertete der RSV in Person von Daniel Conrad und erneut Barati zwei der zahlreichen Gelegenheiten zum 3:1-Halbzeitvorsprung. Nach dem Wiederbeginn drückten die nie aufsteckenden bzw. stets um eine Ergebniskorrektur bemühten Gastgeber auf das Gaspedal, aber der von Meixner und Hishyar Ibo organisierte Defensivverbund hielt den Angrifflawinen stand.

Derweil konzentrierten sich die Entlastungsmaßnahmen auf das Konterspiel. Ein solcher Gegenstoß sorgte zwanzig Minuten vor dem Kehraus für die Entscheidung. Al Hadid hatte auf dem linken Flügel freie Bahn und bediente präzise Saban Neziraj, der zur Goal – Finalisierung nur den Schlappen hinhalten musste. Während der abschließenden Phase roch Traisa nach dem 2:4 noch einmal kurzfristig Lunte, ehe Manu Meixner persönlich das Heil in der Offensive suchte und die Kugel perfekt für den die Schlusspointe schreibenden Conrad servierte.

Trotz des ersten Ligasiegs seit Ende April (damals 6:3 bei GW Darmstadt) wird hinsichtlich der selbstredend fortan misslichen Tabellensituation kein Germane auf die Idee kommen, plötzlich Luftschlösser im Wolkenkuckucksheim zu bauen. Aber das analog zum blau-weißen Traditionskollegen vom Berger Feld erarbeitete Erfolgscomeback war zweifellos elementar förderlich für das Selbstvertrauen und könnte vielleicht das Abspielen eines weiteren Milva-Evergreens auslösen: „Wenn der Wind sich dreht“. 

Zwei Stunden später rundete die Kreisliga C – Auswahl den ertragreichen Nachmittag ab und setzte dank einem 9:3-Schützenfest beim VfR Eberstadt ihren jüngsten Höhenflug fort.            

 

Aufstellung: Tammo Atie, Meixner (82. Sharjeel), Hadeed (87. Meixner), Barati, Kalai, Morris, Ibo, Sabbagh (86. Albouhuseinsray), Neziraj (73. Conrad), Albouhuseinsray (52. Al Hadid), Conrad (62. Sahibzada)

Tore: 0:1 Barati 7. 1:1 Reeg 24. 1:2 Conrad 32. 1:3 Barati 41. 1:4 Neziraj 71. 2:4 Reese 89. 2:5 Conrad 90. + 4

Gelbe Karten: Albouhuseinsray, Al Hadid, Hadeed, Kalai, Barati (alle RSV)

 

Am kommenden Wochenende müssen die Kicker beider germanischen Mannschaften dem aktiven Fußball kurzfristig eine Absage erteilen und können vor dem warmen Ofen die Füße hochlegen.  Aufgrund der jeweils ungeraden Teilnehmerzahl in den Kreisligen A & C sind sowohl „1-A“ als auch „1-B“ turnusgemäß spielfrei.