Wer bis in die Schlussphase der ersten Hälfte weitgehend alles im Griff hat und trotz einer 2:0-Führung nur mit einem Remis in die Pause flaniert, den bestraft nicht nur der liebe Gott, sondern auch der FC Ober-Ramstadt. Letztendlich vergeigte der RSV Germania 03 beim altbekannten Opponenten völlig überflüssig im 2:4-Format seine April-Debütperformance  und sieht sich statt einer möglichen Kontaktaufnahme zum Nichtabstiegsareal mehr denn ja mit einer drohenden Signatur für das Kreisliga B -  Anmeldeformular konfrontiert.

Der frühsommerliche Nachmittag stand schon während des Vorspiels unter keinem günstigen Stern. Im Kreisliga C – Duell beider Zweitmannschaftsprotagonisten verwechselten einige Kicker hüben wie drüben das Sportgenre und und erinnerten sich lieber an die geschichtliche Eselsbrücke „333 – bei Issos große Keilerei“. Dem Schiedsrichter kam der Clinch etwas zu bunt daher, so dass er das Match bereits im Verlauf der ersten Halbzeit abbrach.

Bei der anschließenden Kreisliga A – Konfrontation ging gemäß den Fair Play – Regeln alles gesittet zu. Die mit nach Ober-Ramstadt gepilgerten Fans des Rasensportvereins mussten zwar kurz nach dem Startsignal einen Hypertonieblocker lutschen, als ein FCO-Abschluss vom Pfosten ins Feld zurück kullerte, doch danach übernahm das Tabellenschlusslicht die Regiearbeit und lieh sich aus dem Metier der Heizölanlagentechnik den Fachbegriff „aushebern“ aus.

Sowohl das 1:0 von Bilal Sabbagh (aus kurzer Distanz) als auch Einlochung Nummer Zwei von Daniel Conrad (rund zwanzig Meter Entfernung) entsprang gefühlvollen Hebern. Zwischen den beiden Hoffnungsbuden leístete sich Oualil Kalai sogar den Luxus, per Foulelfmeter an Aushilfskeeper Zeynel Caglar zu scheitern. Der etatmäßige Stürmer musste wegen des heimischen Torhütermangels das Gehäuse hüten und wurde aufgrund seines parierenden Reflexes entsprechend enthusiastisch vom Publikum abgefeiert.

Warum sich die germanische Equipe nach dem scheinbar beruhigenden 2:0 noch vor dem Seitenwechsel die Butter vom Brot klauen ließ, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Synchron zu den im fernen Michigan über die Bühne gehenden Festivitäten für den 85. Geburtstag von Kultregisseur Francis Ford Coppola produzierte das blau-weiße Defensivarrangement quasi ohne Not ein Remake von „Apocalypse Now“ und bettelte um die Prügelstrafe. Als Almosenspender fungierten Ex-RSV-Akteur Gordon Choynowski und Mujtaba Hakimi, dem ein kurioses bzw. unglückliches Eigentor unterlief.

Durch diesen doppelten Stromschlag war dem Ensemble von Coch Manu Meixner sowohl physisch als auch psychisch der Stecker gezogen. Im zweiten Abschnitt lief ungeachtet des überwiegenden Ballbesitzkontingents fast gar nichts mehr zusammen. Selbst während einer kurzfristigen Überzahl (Choynowski wurde vom pfeifenden Kadi anhand eines Schwalbenverdachts für zehn Minuten Untätigkeit verurteilt) roch es eher nach dem erstmaligen FCO-Guthaben, das man bei inzwischen wieder kristallisierter Personalpari Mitte des finalen Durchgangs fast schon erwartungsgemäß konzedieren musste.

Die Comebackversuche wurden unter der Rubrik „halbgar“ verbucht. Jegliche optische Überlegenheit nutzte rein gar nichts. Die Germanen fahndeten vergeblich nach einem Rezept, um den provisorischen FCO-Goalie auf eine ernsthafte Probe zu stellen. Der abschließende Showdown gebührte Choynowski. Sofort nach dem 4:2 bat der Unterparteiische  zum Feierabend und hinterließ Ratlosigkeit, wie sich der RSV vom Dr. Jekyll zum Mr. Hyde transformieren konnte.

Als positiver Aspekt des gebrauchten Ausflugs wird neben der leckeren Verköstigung am FCO-Grillstand die Informationslawine von Christoph Gerschermann in angenehmer Erinnerung haften. Der in Gelsenkirchen geborene und einst in der königsblauen A-Jugend aktive Ober-Ramstädter Vereinsrechner hielt praktisch rund um die Uhr mit typischem Ruhrpottcharme die zahlreich anwesenden Knappensympathisanten über die fast parallelen Vorkommnisse in der niedersächsischen Landeshauptstadt auf dem Laufenden.

Und dass Kreisliga A – Niederlagen zur bagatellen Randerscheinung mutieren, musste man nach den bitteren Schicksalsschlägen der vergangenen Woche im Kreise der Germanen-Familie wieder einmal schmerzhaft akzeptieren.    

 

Aufstellung: Manthos, Kalai, Al Hadid, Alvarez (68. Hinterschied), Barati, Morris (71. Genadiev), Tanbir Singh, Hakimi, Rippert, Sabbagh (84. Albouhuseinsray), Conrad

Tore: 0:1 Sabbagh 10. 0:2 Conrad 33. 1:2 Choynowski 43. 2:2 Eigentor Hakimi 45. 3:2 A. Caglar 64. 4:2 Choynowski 90. + 4

Besonderes: Kalai (RSV) scheitert mit FE an FCO-TW Caglar, 10-Minuten-Zeitstrafe Choynowski (FCO) 50.-60.

Spielbericht von der FCO-Homepage

 

Am Sonntag (14.04.) wettstreiten die beiden Teams des Rasensportvereins erneut mit den analogen Klassenvertreter des gleichen Klubs. Beim hier wie da siebtletzten Saisoneinsatz gegen SKG Roßdorf  genießen die Germanen allerdings jeweils Heimrecht. Den kickenden Doppelpack am Grünen Steg eröffnet die blau-weiße Kreisliga C – Auswahl um 13Uhr. Unmittelbar danach (Anstoß 15Uhr) ist die Kreisliga A – Mannschaft gefordert, dem favorisierten und noch vom Aufstieg in die Kreisoberliga träumenden Gast aus der durch Pferdezucht und Weinanbau bekannten Gemeinde Roßdorf etwas Zählbares abzuringen, um die bedrohliche Durchfahrt Richtung Kreisliga B noch einmal zu obstruieren. Zusätzlich wäre es angemessen, das beim Hinspiel quittierte 1:7-Ergebnisarmageddon ins rechte Licht zu rücken.