Weil das Orakel von Delphi mit seinen Weissagungen völlig daneben lag und die germanische Mannschaft anstatt im Bett zu verweilen ihrer Pflicht der 13. Kreisliga B – Runde folgte, durchlebte der Rasensportverein vier Tage vor Halloween einen Nachmittag sowohl des psychischen als auch des physischen Grauens.
Die vierte sieglose Partie hintereinander (2:4 bei SKG Gräfenhausen) entpuppte sich als schmucklose Staffage und wurde von einer Knieblessur des aktiv auf der Wiese mitwirkenden Übungsleiters überschattet. Quasi ohne Gegnereinwirkung blieb Manu Meixners rechter Fuß im Rasen hängen, was einen sofortigen Notruf erforderlich machte. Der flugs eintreffende Krankenwagen transportierte ihn für eine genaue Diagnose ins Hospital. Daher die wichtigste Komponente vorab: Gute Besserung, Manu und einen reibungslosen Heilungsprozess!
Der leidige Vorfall trägt umso tragischere Züge, da sich der Trainer wegen Spielermangel selbst für die Anfangsformation nominieren musste. Es hagelte am Vormittag Absagen, so dass zunächst lediglich der ebenfalls an einer Verletzung laborierende Daniel Conrad als Einwechsler zur Verfügung stand und nach Meixners Ausscheiden trotz Schmerzen bis zur Halbzeit in die Bresche sprang. Auch der sich erstmals seit Herbst 2021 wieder das blau-weiße Trikot überstreifende Rückkehrer Patrick Dommert lief nach längerer Rekonvaleszenz angeschlagen auf. Für weitere Personalalternativen wurden zwei 1-B-Recken aktiviert, die zuvor „um die Ecke“ beim SV Weiterstadt II bereits um C-Klassen-Punkte mit dem Ball jonglierten.
Vor der ca. zwanzigminütigen Unterbrechung führte die Germania 1:0, weil das Duo Robert Schmidt/Nicklas Buth konform zur letzten Begegnung gegen Braunshardt der verständnisvollen Zusammenarbeit frönte. Erneut köpfte der Abwehrhüne einen Freistoß des Mittelfeldorganisators am langen Pfosten in die Maschen. Nach der Wiederaufnahme des Spielbetriebs kassierte der RSV noch vor der Pause den Ausgleich. Alle Proteste, dass der Egalisierung eine eigentlich klar ersichtliche Abseitsposition vorausging, prallten vom Schiedsrichter ab.
Nach dem Seitenwechsel trat der heimstarke Hausherr erstmals in Vorlage. Diesen Dämpfer beantworteten die Germanen mit dem 2:2. SKG-Keeper Michael Klein wehrte in Folge eines strammen Schmidt-Schusses die Kugel vor die dankbar abstaubenden Füße von Mehmet Köroglu ab. Ein Torwart-Missgeschick besiegelte schließlich das Resultats-Schicksal. Eyup Parlak wollte vor dem Strafraum per Kopf klären und verschätzte sich bei der Flugbahnkalkulation, so dass ein Gräfenhäuser Stürmer das Leder nur noch in den verwaisten Kasten schieben musste.
Das 3:2 bedeutete die Entscheidung. Zwar warf das angereiste „Rumpfaufgebot“ kämpferisch alles in die Waagschale, doch der Weg für eine Beuteentführung war mindestens genauso dornenreich wie der exakt 90 Jahre zuvor beginnende lange Marsch von Mao Zedong quer durch China. In der Schlussphase brummte Ali Al Hadid eine Zehnminutenstrafe ab, während der Hausherr den vierten Nadelstich piekste und den Deckel auf seinen „Dreier“ schraubte.
Neben der Negativelle im Weiterstädter Stadtteil gibt es allerdings auch positive News. Nach einer langen Warteschleife werteten die Sportgerichtsjuristen das vor vier Wochen beim Score von 11:2 abgebrochene Duell gegen Türk Gücü Darmstadt II für den Rasensportverein. Und das im vollen Treffer-Umfang, so dass die Germanen nach dreizehn Spielen bereits stolze 50mal ins gegnerische Netz einlochten sowie das „Kunststück“ auf’s Trapez legten, sich trotz zuletzt vier sieglosen Auftritten auf die siebte Ranking-Sprosse zu verbessern.
Aufstellungen: Parlak, Ranbir Singh, Buth, Meixner (20. Conrad, 46. Hakimi), Morris, Al Hadid, Schmidt, Kalai, Dommert (65. Caruso), Barati, Köroglu
Tore: 0:1 Buth 15. 1:1 Sales 45. 2:1 Gebert 49. 2:2 Köroglu 52. 3:2, 4:2 Kraus 60., 79.
Kommendes Wochenende hat die erste Mannschaft des Rasensportvereins frei, weil der nächste dicke Aufgabenbrocken gegen den im oberen Tabellendrittel positionierten Gast SG Arheilgen II wegen der „Orheljer“ Kerb auf den Donnerstagabend (31.10.) und damit mitten in die Halloween-Feierlichkeiten vorverlegt wurde. Bleibt zu hoffen, dass sich Michael Myers an sein Stadionverbot am Grünen Greg erinnert und deshalb kein Horrorszenario das Ergebnis maskiert. Der schrille Anpfiff zum bereits letzten Vorrunden-Heimeinsatz ertönt um 19Uhr30 unter dem Flutlicht des Grünen Stegs.
Aber auch am Sonntag (03.11.) müssen die blau-weißen Fans in ihrem Fußballwohnzimmer an der Ostendstraße nicht auf ihre Lieblingsfreizeitbeschäftigung verzichten, denn ab 12Uhr30 kreuzt das Kreisliga C – Team mit der vom Müllersteich anrollenden Auswahl von DJK/SSG Darmstadt die Punktspielklingen. Der Rückenwind für ein zweites Erfolgserlebnis en block sollte kräftig wehen. Dank dem erlösenden zweiten Saisonsieg (4:3 im Keller-Gefecht beim SV Weiterstadt II) stoppte die „Zwote“ ihre Talfahrt und stellte den Kontakt zum rettenden Ufer wieder her.