Am Grünen Steg wurde auch beim fünftletzten Saisoneinsatz der Kreisliga A das hohe Lied von der wachsenden Wettbewerbseignung gesungen. Allerdings erneut ohne den nötigen Ergebniserfolg, um noch einmal Klassenerhaltlunte riechen zu können. Nach großem Kampf bis zur letzten Matchsekunde verpasste Tabellenschlusslicht Germania 03 gegen Aufstiegsaspirant TSG Darmstadt das Platzieren eines Ausrufezeichens und verlor 3:4.

Wie erleichtert die vom Woog an die Sandbach gereisten 46er über den nächsten Schritt zur Beförderung in die Kreisoberliga waren, konnte man nach dem für sie befreienden Abpfiff sehen und spüren. Der zeitweise wankende, aber nicht fallende Favorit jubelte ausgelassen über den – von der Papierform ausgehend – Pflichtsieg, während die germanische Optik den zurückliegenden Wochen ähnelte: Prima mitgemischt und im Rahmen der Möglichkeiten alles in die Waagschale geworfen, doch beim Feierabend hat die Oppositionspartei stets die entscheidenden Prozentpunkte mehr und wird zum Wahlgewinner deklariert.

Dabei deutete vor dem Kick-off recht wenig auf ein späteres Fifty-Fifty-Duell hin. Trainer Manu Meixner war in den Morgenstunden des 119. Geburtstags von Oskar Schindler gezwungen,  auf seiner Liste einige Absagen einzutragen. So muss sich Gary Cooper gefühlt haben, als er in Hadleyville um High Noon vom Stadtpersonal im Stich gelassen wurde und sich mit Ausnahme einer späteren monegassischen Fürstin alleine den stoppelbärtigen Outlaws stellte. Der Übungsleiter und sein „Co“ Mo Ahmad saßen als einzige Feldspieleralternativen auf der Auswechselbank.

Trotz der hohen Ausfallquote nahmen die diesmal auf dem Hauptfeld beginnenden elf Germanen selbstbewusst und verlangten den 46ern ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit ab. Im Vergleich zur desolaten Vorrunde waren die Fortschritte wiederum offensichtlich: Geduldig den Ball in den eigenen Reihen verteidigen, statt dem Opponenten ins offene Messer zu laufen. Zweimal bockte jedoch die Abwehr. Sowohl beim 0:1 als auch beim 1:2 leisteten hanebüchene Flüchtigkeitspatzer die Einladung für den dankbaren  Rivalen.

Den zwischen dem Dämpferdouble datierten Ausgleich Nummer Eins markierte Tanbir Singh. Nachdem Daniel Conrad zunächst aus kurzer Entfernung an TSG-Keeper Max Mala scheiterte, schweißte der Winterneuzugang den Abpraller kompromisslos ein. Ein völlig berechtigter Strafstoß legte die Basis zur zweiten Egalisierung. Bilal Sabbagh wurde im Sechzehner von Faysal Maow brachial umgemäht, woraufhin Conrad den keinerlei Zweifel anhaftenden Elfmeter mit etwas Beistand von Fortuna mittig zum 2:2-Pausenstand verwandelte.

Manu Meixner nutzte die viertelstündige Halbzeit, um sich auf seine aktive Jokerolle zu fokussieren. Die Aktivierung kam praktisch einem die Worte „Hier geht noch mehr“ beinhaltenden Appell an die Mannschaft gleich. In der Tat entwickelte sich das Fußballtauziehen zum Ritt auf der Rasierklinge. Erst eine aufstiegswürtige 46er-Blitzstafette bugsierte den Rasensportverein zum dritten Mal ins Hintertreffen. Als die TSG den handeslüblichen Standard „Ecke – Tor“ zum 4:2 abschloss, schien der Markt für die Hausherren verlaufen.

Da war es wieder: Das negative Standardresultat der jüngsten Wochen. Aber die Germanen stemmten sich gegen den fünften 2:4-Score. Meixner opferte seinen defensiven Part und bildete in der Schlussphase zusammen mit Conrad ein großgewachsenes Offensivtandem. Diese Maßnahme fruchte vier Minuten vor dem Kehraus. Angefeuert von seinem extra dem Trainingslager von Grasshoppers Zürich heimlich den Rücken kehrende Zwilling Florian nahm der Coach den Ball sehenswert auf und lochte ein.

Die Anschlussbude entfachte noch einmal Feuer unter dem Ostendstraßendach. In der Nachspielzeit verwaiste sogar Goalie Nick Jimenez sein eigentliches Hoheitsgebiet, um die zitternden TSG-Beine noch immenser zu verunsichern. Doch der womögliche Relegationsteilnehmer hielt dem Druck stand und rettete sein knappes Guthaben über die Runden.

 

Aufstellung: Jimenez, Hinterschied, Kalai, Barati, Morris, Tanbir Singh, Ranbir Singh (72. Hakimi), Hakimi (46. Meixner), Sabbagh (88. Ranbir Singh), Rippert, Conrad   

Tore: 0:1 Djuhic 22. 1:1 Nagalia Singh 28. 1:2 Schmidtner 32. 2:2 Conrad 39. FE 3:4 Schilbach 60. 2:4 Schmidtner 72. 3:4 Meixner 86.  

 

Das Kreisliga C – Ensemble verborg gegen Spitzenreiter TGB Darmstadt ebenfalls lange seine Außenseiterrolle und bot energische Paroli. Bilanzierend war das Abschlussfazit allerdings mit den Erstmannschaftsreport konform, weil die Gäste beim Schlendern zur Dusche 4:1 die Nase vorne hatten.      

Mit einem im Ruhrpott abgepausten Song-Kontext auf den Lippen („In meinem Herzen flattert leise ein blau und weißes Fähnelein. Und gehn die Germanen auf die Reise wünsch ich mir nur dabei zu sein“) jetten die Fans des Rasensportverein am Sonntag letztmals während der langsam ausklingenden Staffel 23/24 wehmütig in auswärtige Gefilde. Da sowohl „Zweite“ als auch „Erste“ an den anschließend noch zu absolvierenden vier Runden dreimal Heimrecht genießen und einmal spielfrei sind, bedeutet die kickende Doppelveranstaltung bei den in Erzhausen ihre Partien austragenden Teams von Türk Gücü Darmstadt die finale Saisonbelastung der Reisespesenkasse. Beide abstiegsgefährdeten RSV-Mannschaften eint die Faktizität, dass sie als Gast von aufstiegsorientieten Gastgebern lediglich im Underdogmodus auflaufen. Die Anpfiffe an der Erzhäuser Heinrichstraße ertönen um 12Uhr30 (Kreisliga C) und 15 Uhr (Kreisliga A).